Czernohorszky: „Naturschutz trägt zu mehr Hochwasserschutz bei!“
„Die katastrophalen Ereignisse der vergangenen Tage machen betroffen - im Vordergrund steht jetzt die Hilfe für alle jene Menschen, die das durch Hochwasser ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage verloren haben“, betonte heute Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Wien sei insbesondere durch den umfassenden Hochwasserschutz, die Donauinsel oder das gut ausgebaute Kanalsystem vor großem Schaden bewahrt geblieben. „Aber natürlich müssen wir weiterhin alles dafür tun, damit derartige Unwetterereignisse auch in Zukunft möglichst wenig Zerstörung verursachen!“
Eine große Rolle komme dabei der Entsiegelung und mehr Grün zu - der Weg in Richtung „Raus aus dem Asphalt“ und Renaturierung müsse gerade in Städten konsequent weitergehen. „Wenn Regenwasser in Grünräumen großflächig versickern kann, ist das gerade bei Stark- oder Dauerregen ein wichtiger Aspekt“, so Czernohorszky. „Großräumige Renaturierung spielt dabei eine wichtige Rolle - deshalb setzen wir gerade mit dem Park der Artenvielfalt oder dem Naturschutzareal Breitenlee wichtige neue Großrojekte um.“ Viele weitere Projekte wurden und werden derzeit realisiert, wie zum Beispiel die Renaturierung des Liesingbaches oder die naturnahe Beweidung von Wienerwaldwiesen. In vielen Bezirken entstehen kleine „Wiener Wäldchen“, die für mehr Grün im dichtverbauten Raum sorgen.
Darüber hinaus Wien pflanzt jährlich im Schnitt bis zu 4.500 Bäume und schafft - zusätzlich zu den bereits bestehenden 1.000 Parks weitere Grünräume. Von 2021 bis 2025 entstehen mehr als 400.000 Quadratmeter neue bzw. umgestaltete Grünflächen: So zum Beispiel der Walter Kuhn Park mit 10.000m2 an Grünraum, die Freie Mitte mit 93.000 m2 wird bis 2025 fertig. Für die Parkanlage Meiereistraße (10.000m2) ist der Baustart im Jahr 2025.
Insgesamt gelte es auch, den Bodenverbrauch in Österreich endlich zu senken, das sei auch für den Hochwasserschutz relevant: „Wien ist das einzige Bundesland, das das Ziel der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie von max. 2,5 Hektar pro Tag stark unterschreitet. Vom österreichweiten 12 ha Verbrauch pro Tag (!) entfallen lediglich 0,2 ha auf Wien“, so Czernohorszky. Bei der Erarbeitung einer österreichweiten Bodenstrategie sei der Bund seit langem säumig. „Wir können es uns aber nicht leisten, hier noch länger zuzuwarten!“
Schwammstadt-Prinzip im innerstädtischen Raum
Wichtig seien in Wien auch Maßnahmen im innerstädtischen Raum. Hier werden von der Stadt Wien verstärkt Flächen entsiegelt und renaturiert. „Sehr wirkungsvoll - nicht nur bei Hitze, sondern auch bei schweren Regenfällen - sind Baumpflanzungen nach dem Schwammstadt-Prinzip, das beispielsweise bei der Umgestaltung des Pratersterns oder in der Seestadt Aspern im Elinor-Ostrom-Park zur Anwendung kam“, so Jürgen Czernohorszky. Dabei wird den Bäumen unter befestigten Flächen ausreichend Wurzelraum zur Verfügung gestellt, in den die Niederschläge eingeleitet und auch für Trockenzeiten gespeichert werden. Unter der Oberfläche wird grober Kies eingebaut, zwischen den Steinen bleiben dabei stabile große Poren bestehen, in denen Bodenluft und Wasser zirkulieren kann. Eine Mischung aus einem speziellen Substrat hält das Wasser wie ein Schwamm zurück. Das „Schwammstadtsubstrat“ kann mit befestigten Flächen, sogar mit Fahrbahnen, überbaut werden. Das zurückgehaltene Wasser wird von den Bäumen aufgenommen und verdunstet.
„Diese innovative Art, Bäume zu pflanzen, hat mehrere positive Effekte: So wird Regenwasser gebunden und beeinflusst durch Verdunstung das städtische Mikroklima, die Bäume wachsen gesünder und tragen als Lebensraum zu mehr Biodiversität bei“, so Jürgen Czernohorszky.
Förderung für Entsiegelung und Begrünung
Kleinräumig können auch zusätzliche Maßnahmen, wie Entsiegelungen auf Gewerbe- und Privatflächen, wie Innenhöfe, helfen. So werden beispielsweise Entsiegelungen und versickerungsfähige Begrünungen gefördert. Wenn etwa Innenhöfe entsiegelt sind und dort Wasser versickert, kann das verhindern, dass Regenwasser in den Keller abfließt, wenn der Kanal überlastet ist.
Dachbegrünungen als Puffer
„Entscheidend ist im urbanen Raum, dass die Spitzen der Regenfälle bereits dort gekappt werden, wo die Regentropfen ankommen - also beispielsweise auf dem Dach“, erläutert Experte Jürgen Preiss von der Stadt Wien - Umweltschutz. Auch Dachbegrünungen entlasten damit das Kanalsystem und können verhindern, dass Keller oder Garagen überflutet werden.
Erstes Klimagesetz in Wien mit wichtigen Vorgaben
Erst vor kurzem habe Wien als erstes und einziges Bundessland ein eigenes Klimagesetz präsentiert: „Starkwetterereignisse, wie wir sie erlebt haben, sind eine Folge des Klimawandels - es ist daher notwendig, dass wir Klimaschutz möglichst umfassend gesetzlich regeln“, so Jürgen Czernohorszky. „Unser Entwurf zum Wiener Klimagesetz spannt einen übergeordneten Rahmen für zahlreiche klimapolitische Instrumente, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten werden, Menschen vor den Folgen von Unwettern und Klimakatastrophen bestmöglich zu schützen. Leider ist der Bund ein österreichweites Klimagesetz bisher schuldig geblieben!“
Quelle: Stadt Wien